NEW RELEASES
I am Craig

Es heißt, es gäbe weltweit weniger als 10 noch lebende Super-Tusker. Dies sind Elefanten mit so langen Stoßzähnen, dass sie den Boden berühren. An den Ausläufern des Kilimandscharo, im Süden Amboselis, wurde 1898 der größte Tusker der Welt erlegt, mit Stoßzähnen von 102 bzw. 97 kg und einer Länge von über 3 m. Im Durchschnitt wiegt ein Stoßzahn eines ausgewachsenen Elefanten etwa 45 kg. Ein Elefant mit über 90 kg schweren Stoßzähnen auf beiden Seiten muss also unglaublich mächtig gewesen sein, und die Tatsache, dass er getötet wurde, ist tragisch.
Es ist nicht verwunderlich, dass einige wenige Elefanten in Amboseli diese Gene für riesige Stoßzähne bis heute in sich tragen. Obwohl sie von bewaffneten Rangern immer wieder beobachtet werden, kommt es häufig vor, dass sich die einzelgängerischen Bullen für Wochen oder sogar Monate absondern und nicht gesehen werden. Obwohl Amboseli die Heimat mehrerer sehr großer Elefanten ist, gibt es einen Bullen, der wirklich herausragt. Er heißt »Craig« und ist der Cousin des legendären »Tim«. Beide Tiere sehen sich sehr ähnlich – »Tim« galt über Jahrzehnte als der größte Elefant mit den längsten Stoßzähnen der Welt. Seit seinem Ableben im Februar 2020 ist es nun »Craig«, der diesen Titel trägt. Seine Stoßzähne werden geschätzt auf 70 und 80 kg bei einer Länge von 2,10 m und einer Körpergröße von 3,35 m (Fakten über die Elefanten Amboselis: www.elephanttrust.org).
Nach langen, erfolglosen Suchen auf verschiedenen vorangegangenen Reisen fühlte ich mich unglaublich bescheiden, als ich dieses herausragende lebende Zeugnis der Naturgeschichte nun im Januar direkt vor mir sah. Wir hatten großes Glück, denn nur durch die intensive Unterstützung gut befreundeter Massai gelang es uns, Craig etwa 70km außerhalb des Amboseli Nationalparks in einem Gebiet namens Kuku zu finden – es schien, als sei er auf dem Weg nach Tsavo West. Ich war überwältigt von seiner Anmut. Dieser über alles erhabene Riese ist so sanftmütig und friedvoll – dabei neugierig interessiert an mir, ohne mir auch nur im Ansatz das Gefühl einer Drohung zu geben. Unsere Situation war so einzigartig entspannt, dass er mich bis auf ganz wenige Meter an sich heran ließ. Mein Herzschlag stieg an, als ich mein 50 Millimeter Objektiv wählte, um ein formatfüllendes Portrait des vermeintlich größten Elefanten der Welt zu machen vor der atemberaubenden Kulisse des Kilimandscharo im wunderschönen Morgenlicht.
Garden Eden

Kurz bevor ich im Januar 2023 erneut in Amboseli/ Kenia war, durchlebten die Tiere dort eine schwere Trockenzeit. Sehr wenig Regen, sowie kaum frische Pflanzen hatten zur Folge, dass tausende Tiere verhungerten/verdursteten. Schon bei meiner Ankunft auf dem Weg vom Amboseli Airstrip zu meinem Camp, bekam ich die Auswirkungen zu spüren. In benachbarten Regionen Amboselis, hatte es zuvor deutlich mehr geregnet, was dazu führte, dass im Amboseli Nationalpark kaum Tiere zu sehen waren.
Mein Guide Juma wusste, dass die Region Kimana, etwa 2 Stunden entfernt von unserem Camp, wesentlich lebendiger und besiedelter von Elefanten sein sollte. Ein Versuch war es wert, dachte ich… also machten wir uns eines Morgens auf den Weg.
Ohne große Erwartungen fuhren wir los, so trocken wie es in Amboseli war, kann es nur 2 Stunden entfernt doch nicht wirklich anders sein… Auf dem Weg dorthin merkte ich schon, wie sich am Himmel die Wolken zuziehten. Ein Schleier verdeckte den gesamten Himmel, auch der Kilimandscharo war vollständig verschwunden.
In der Sanctuary angekommen, verschlug es mir die Sprache. Ein Meter hohes Gras soweit das Auge reicht, Bäume, Sträucher… alles war lebendig, fruchtbar und grün. Wie bestellt, öffnete sich der Wolkenschleier und der Kilimandscharo schmückte den Horizont.
Nun fehlten nur noch die Elefanten, dachte ich. Juma erklärte mir, dass die meisten Elefanten über Nacht in einem kleinen Wald auf der einen Seite der Sanctuary einkehren und Morgens über ein freies Feld, zur anderen Seite in eine Sumpflandschaft wandern und dort den Rest des Tages verbringen. Das Zeitfenster, das mir also im Falle einer Begegnung blieb, war extrem klein.
Dennoch warteten wir an einem kleinen Hügel, als es tatsächlich passierte. Wir sahen eine gigantische Herde, bestehend aus mindestens 30 Tieren, die sich auf den Weg zum Sumpf machte. Ich positionierte mich, frühzeitig für den perfekten Ausschnitt und konnte schließlich mein Bild machen. Ein Moment wahrer Gänsehaut und wenn ich selber das Bild betrachte spüre Ich, dass ich ihn gefunden habe… meinen „Garten Eden“.