NEUSTE VERÖFFENTLICHUNGen
NEUSTE VERÖFFENTLICHUNGen

»heat«
Die Namib lehrt Geduld. Sie gibt nichts leicht her, und das Wenige, das sie offenbart, wird kostbar wie Wasser. Tage voller Hitze, endlose Weiten, das Brummen des Landcruisers, der Rhythmus der Suche. Auf dieser Reise trugen uns nicht nur die Spuren der Löwen, sondern auch die der uralten Giganten – der Wüstenelefanten.
Nur zwei Herden ziehen noch durch diese rauen Täler zwischen dem ausgetrockneten Hoanib River und der Atlantikküste. Kaum fünfzig Tiere, deren Dasein ein stilles Wunder ist. Ihre Wege sind lang, ihre Schritte bedächtig, ihre Spuren vergänglich.
Ein neuer Bulle tauchte auf – groß, kräftig, entschlossen. Ein Einzelgänger in Musth auf Wanderschaft. Wir folgten ihm, behutsam, mit Abstand, dem Rhythmus seiner Bewegung lauschend. Er ließ sich Zeit, wie alle Elefanten, doch es war mehr: Er bewegte sich mit der Souveränität eines Wesens, das kein Ziel braucht, um seinen Platz zu kennen. Dann hielt er inne. Er stand perfekt 90 Grad seitlich zu uns im Licht – in einem schmalen, goldenen Sonnenspalt, der durch das dichte Astwerk fiel. Hinter ihm: eine gewaltige Schattenwand aus Buschwerk – teils abgestorben, teils noch lebendig, dunkel und dicht, fast schwarz wirkend im Kontrast zum Staub im Gegenlicht.
Immer wieder hob er den feinen Wüstensand mit dem Rüssel auf und ließ ihn über seinen Rücken rieseln. Nicht einmal, nicht zweimal – fast rituell. Es war kein Staub mehr – es wurde ein Vorhang. Für einen Moment schien er sich dahinter aufzulösen, wurde zu einer Erscheinung zwischen Licht und Schatten, zwischen Leben und Vergehen.
Ich war völlig fasziniert und drückte auf den Auslöser.
Dust shower kühlen den Körper – die optische Wirkung ist das Gegenteil, als würde er dampfen. „Heat“ ist kein Bild, das nur einen Elefanten zeigt. Es ist das Abbild eines Moments, voller Staub, Licht, Geschichte und Geheimnis. Es scheint, als würde die Zeit still stehen. Der Elefant, in Staub gehüllt, wie aus einer anderen Welt. Surreal. Es ist eine Begegnung mit der Seele dieser Wüste.

Edition of 10 . 166 x 126 cm

»dune«
Die Namib – uralt, endlos, erbarmungslos. Ihr Wind trägt den Geschmack von Salz und Staub, ihre Hitze brennt sich tief in die Haut, und doch liegt in ihr eine stille Erhabenheit, die alles überstrahlt. 14 Tage lang waren wir unterwegs entlang der Skeleton Coast, in einer Landschaft, die so lebensfeindlich scheint, dass sie fast surreal wirkt.
Mein Ziel war so klar wie gewagt: ein Porträt eines der legendären Wüstenlöwen, jener seltenen und fast mythischen Kreaturen, die gelernt haben, in dieser kargen Welt zu überleben. Ihre Zahl ist verschwindend klein – nur 10 dieser einzigartigen Krieger leben zwischen dem Gebiet des ausgetrockneten Hoanib Rivers und der Atlantikküste, ihr Lebensraum riesig – und ihr Auftauchen ein Geschenk.
Die Tage waren fordernd, körperlich wie geistig. Das trockene Klima ließ die Haut reißen, feiner Sand kroch in jede Ritze unserer Ausrüstung, und die Stille der Wüste wurde nur vom Heulen des Windes und dem eigenen Atem unterbrochen. Hunderte kleiner Fliegen auf dem Kopf. Doch jeder Sonnenaufgang war ein Versprechen, jede frische Spur im Sand ein Hoffnungsschimmer. Wir suchten Tag für Tag. Und dann geschah es. Der Mittagswind hatte sich bereits ein wenig gelegt. Aus dem Nichts erschien er – ein mächtiger Krieger, der langsam über den Kamm der Düne trat. Wie eine Erscheinung, das Licht der tief stehenden Sonne in seinem Rücken.
Er kam leicht von der Seite auf uns zu, sein Blick ruhig, fast gleichgültig, doch zugleich durchdringend – als würde er mich sehen und durch mich hindurch. Mein Puls raste, doch meine Hände blieben ruhig. Hinausgelehnt aus dem Landcruiser hatte ich die Camera auf dem Boden. Dann, etwa zehn Meter vor mir, änderte er leicht seine Richtung, ohne Hast, ohne Scheu kam er noch näher. Der Moment wie in Zeitlupe. In majestätischer Gelassenheit, als wären wir Teil dieser Landschaft, nicht mehr und nicht weniger. Keine Angst, keine Drohung – nur das stille Einverständnis eines Königs, der seinen Weg geht.
Wir fuhren nicht mit einem einfachen Porträt zurück in unser Camp. Wir fuhren mit Geschichten, die man nur in der Stille der Namib findet, und mit der tiefen Demut, einem Wesen begegnet zu sein, das stärker ist als Sand, Sonne und Zeit.
