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»eye of the tiger«
Die Sonne ist gerade untergegangen. Die Landschaft getaucht in ein pastelliges, weiches Licht. Ich hocke auf dem Boden, suche mir eine Schneise im hohen Gras für eine klare und uneingeschränkte Sicht. Die Kamera fest in den Händen, jede Muskelfaser gespannt. Da kommt er geradewegs auf mich zu: der Tiger.
Majestätisch, seine Bewegungen flüssig, kraftvoll, absolut lautlos. Seine Schultern rollen unter dem orange-schwarz gestreiften Fell, bei jedem Schritt schiebt sich die Wildheit der Natur näher an mich heran. Unser Blick trifft sich. Für einen Moment bleibt die Welt stehen.
Seine bernsteinfarbenen Augen bohren sich in meine – nicht feindselig, nicht ängstlich, sondern wissend. Er sieht mich. Nicht die Kamera, nicht den Menschen. Mich. Ich halte den Atem an. Der Finger am Auslöser. Noch ein Schritt. Noch einer. Dann, genau im Zentrum meines Bildes, ist alles perfekt. Die Muskeln gespannt, der Kopf leicht gesenkt, die Augen fest auf mich gerichtet. Klick.
Dieser Bruchteil einer Sekunde ist es, den ich mir wünsche! Stolz und frei, über alles erhaben, blickt er mir in die Seele. Ein Bild, das nicht nur ein Tier zeigt, sondern einen Moment der Wahrheit. »Eye Of The Tiger« ist ein stilles Gespräch – jenseits von Sprache.

»the guardian«
Die Massai Mara liegt still unter der ersten Hitze des Tages. Staub tanzt in der Luft, das Licht ist weich, noch, denn der Himmel bezieht sich wie vor einem Gewitter. Wir sind unterwegs mit Edward, meinem Guide. Er ist mir über die Jahre und vielen gemeinsamen Stunden im Landcruiser ans Herz gewachsen, wie ein Bruder. Die Tür ist ausgebaut – wie immer. Ich kann flach auf dem Bauch im Wagen liegen. Mich hinauslehnen, wenn es soweit ist, für eine perfekte, bodennahe Perspektive.
Wir durchqueren das hohe Gras, lesen Spuren, deuten Bewegungen. Und dann – dieser Blick, dieser winzige Moment des Innehaltens. Unserer Spurenleser – ebenfalls ein Massai – hebt die Hand, deutet stumm nach vorn. Da ist er, der Leopard. Das kräftige Tier tritt aus dem Dickicht, wie aus dem Nichts, lautlos, majestätisch. Es hebt den Kopf, nimmt Witterung auf – ein Wasserloch muss irgendwo in der Nähe sein.
Wir schätzen seine Laufrichtung ab, umrunden ihn weiträumig, fahren voraus und positionieren uns hinter einem kleinen Hügel mitten auf seinem Pfad, den wir vermuten. Der Motor ist aus, die Stille elektrisierend. Ich spüre mein Herz pochen im Staub unter mir. Das Licht dramatisch, denn der Himmel ist dunkel und nur ein kleiner Spalt in der dichten Wolkendecke lässt die Sonne durch. Dann geschieht es. Er kommt über die Kuppe der Anhöhe. Zielstrebig, selbstbewusst, mit diesem hypnotisierenden Blick. Immer näher. Noch näher. Jetzt haben wir Augenkontakt. Klick. Was für ein unglaublicher Moment! Danke! Für ein Stück echte, pure Wildnis, wie man sie nur selten erlebt.

»hunter«
Er ist der schnellste Jäger der Savanne. Wenige Minuten vor dem Moment meiner Aufnahme hatte er seine ganze Energie in die Jagt gesteckt – mit bis zu 100 km/h, gelenkt von Instinkt und Präzision. Der Körper eines Geparden ist ein Meisterwerk der Evolution: aerodynamisch, muskulös, geschaffen für kurze Explosionen von Kraft. Doch dieser Versuch meinte es nicht gut mit ihm.
In meinem Bild ist diese Geschichte spürbar. Wie eine Erscheinung tritt er lautlos aus dem Schatten, gehüllt in dunkle Töne, nur das harte Seitenlicht des frühen Morgens zeichnet die Konturen seines Gesichts und Körpers nach – scharf, fast skulptural. Das Licht modelliert die Kontraste, betont das gesenkte Haupt und seinen scharfen Blick: immer noch fokussiert und voll kalter Konzentration. Es ist der Ausdruck eines Tieres, das nie aufhört, ein Jäger zu sein – selbst im Moment des Scheiterns.
Ich liege wie immer im Jeep, lehne mich hinaus, die Kamera auf Bodenhöhe. Er kommt auf mich zu. Die Komposition ist instinktiv: eine zentrale Platzierung, viel Raum für Schatten, keine Ablenkung. Der Fokus liegt einzig auf ihm – dem ewig Rastlosen und Suchenden im Kreislauf von Erfolg und Scheitern. Das ist der „Hunter“.

Edition of 10 . 146 x 126 cm

Edition of 10 . 146 x 126 cm
